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die kranke zeit
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gegenwart

langsam aber sicher kommt die energie wieder zurück. und es macht sich der wunsch breit wieder alles zu ordnen.
ein rundgang durch die wohnung macht mir klar, dass dieser ordnungswille wohl schon längere zeit nicht mehr vorhanden war. zu meiner entschuldigung kann ich zumindest vorbringen dass diese wohnung in der letzten zeit hoch frequentiert wurde. bis gestern haben hier drei menschen und ein hund gewohnt. jetzt bin ich wieder alleine und will, dass auch alles wieder an seinem platz ist.
die küche ist schnell erledigt.
im bad finden sich noch ein paar utensilien, die nicht mir gehören. wegräumen bring ich nicht übers herz. immerhin ist es irgendwie beruhigend wenigstens seine zahnbürste und sein after shave noch stehen zu sehen. irgendwie eine garantie dafür dass er wiederkommt? die vernunft sagt mir, dass so eine zahnbürste nicht teuer ist und er wohl nicht so besonders an ihr hängen wird. doch ausnahmsweise schalte ich die vernunft aus.
das wohnzimmer, es ist wohl die meiste arbeit. da findet sich ein buch, dort noch eine cd und unter dem tisch hat sich doch glatt das quietscheentchen vom hund versteckt.
am schlimmsten schaut aber mein schreibtisch aus. oh mann, da stapeln sich rechnungen, mahnungen, unmengen von cd's, schmierzetteln, lehrbüchern, ausdrucken. meine ablage hat wohl schon etwas länger nicht mehr funkioniert. fotos vom letzten konzert - so hab ich ihn seither nicht mehr lächeln sehen. liegt das an mir?
und am ende - alles abgelegt. alles an seinem platz.

wär doch toll, wenn es mit den gefühlen und gedanken auch so funktionieren würde.

du hast mich nachts gefragt, was du mir bist.
eine wirklich gute frage und sie hat mich den rest der nacht wach gehalten. die antwort bin ich dir bis jetzt schuldig geblieben.

wenn du neben mir liegst, mich mit deinen armen umschlingst, dann fühle ich mich wohl, geborgen und das sind wohl die einzigen momente in denen ich mir sicher bin, dass alles gut wird.
wenn jedoch der morgen kommt, die realität genau wie die sonne ihren weg durch die dunkle nacht sucht, ich deine ängstlichen augen sehe, deine überforderung, dann bist du mir alles andere als eine hilfe.
wenn du deine gitarre zur hand nimmst, dich neben mich setzt, einfach darauf herumklimperst so lange, bis eine neue medlodie entsteht, du vor dich hinsummst, alles um dich herum vergisst, dann höre und sehe ich dir so gern zu, weil du ruhe ausstrahlst. ruhe und gelassenheit, die ich am liebsten in mich einsaugen möchte weil ich sie brauche, gerade jetzt.
wenn du aus dem zimmer gehst, weil du nicht sehen kannst oder magst wenn der arzt kommt, dann fühle ich mich alleine.
wenn du mich fragst, was du denn nur tun sollst, dann verzweifle ich fast. frag doch nicht lange! tu einfach. egal was. tu nur etwas.
wenn ich stark sein soll für uns beide, dann schaffe ich das nicht. ich muss kämpfen, für mich. aber für dich, für UNS bleibt da nicht mehr besonders viel kraft übrig und ich fühl mich ausgelaugt.

manchmal bin ich erleichtert wenn du fährst.
manchmal ist es wichtig für mich diesen kampf ganz alleine durchzustehen.
manchmal bin ich stark, vielleicht auch stark genug für uns beide.
manchmal wünschte ich du würdest bleiben, auch dann wenn ich dir sage, du sollst gehen.
manchmal fühle ich mich so einsam, auch wenn du neben mir sitzt und meine hand in deiner hast.
manchmal wünschte ich, ich könnte endlich von dir lassen, dich gehen lassen, dich vergessen, dich sein lassen, ohne dich sein.

und manchmal bist du alles, was zählt!

wieder zuhause. die eigenen vier wände um mich herum.
egal, wie es weitergeht, ich bin zuhause und da bleib ich auch!

was hab ich denn zu verlieren?
-da ist eine beziehung die nur wirklich verrückte als stabil bezeichnen würden.
-da ist ein job, den jemand anderes ebensogut machen kann
-da ist eine ausbildung, die ich nächsten monat sowieso nicht machen kann sondern mind. noch um ein jahr verschieben muss
und das ist eigentlich auch schon alles.

ganz schön armselig mein leben ...

schön eigenartig was von 33 jahren intensiven lebens übrig geblieben ist ...
vielleicht habe ich am ende doch schon zuviel erlebt.
jemand hat mal zu mir gesagt, dass ich in den 33 jahren soviel erlebt hab, wie andere in drei leben nicht. ich bin nicht stolz drauf. mir wär es wesentlich lieber wären mir einige dinge erspart geblieben ... aber wenn es doch schon so viel war, vielleicht ist es jetzt auch genug ...

egal ... ich werd es nehmen so wie es kommt! und ende!

heute wurde ich geweckt. um halb sieben. und zwar von einem eigenartigen hämmern. rhytmisches klopfen, irgendwo im oder am haus, für mich momentan nicht einzuordnen woher der lärm kam.
müde reckte ich mich im bett, streckte mich, öffnete verwirrt die augen um was zu sehen????

handwerker stellten gerade vor meinem fenster ein gerüst auf. (bitte welche handwerker beginnen denn schon um halb sieben mit ihrer arbeit?) noch hatten sie mich nicht entdeckt und so versteckte ich mich unter meiner decke (muss ich noch anmerken dass ich nackt schlafe?) in der hoffnung dass die drei männer rasch ihre arbeit getan haben und zum nächsten fenster kommen.

da fiel mir ein ... das nächste fenster ist mein badezimmerfenster!
in meinem badezimmer ist meine kleidung, und natürlich auch die dusche ... und alles andere was ich morgens so brauche um halbwegs zum menschen zu werden. oh schreck!

also, die bettdecke geschnappt, mich eher schlecht als recht bedeckt und versucht unbemerkt aus dem schlafzimmer zu schleichen. ist mir natürlich nicht gelungen. obwohl ich mich nicht in richtung fenster umsah weiß ich, dass ich bemerkt wurde, denn da hat jemand ans fenster geklopft und gelacht (und das war definitiv nicht ich!).

als ich die schlafzimmertür hinter mir geschlossen hatte, war ich erstmal froh, atmete durch, ließ die decke fallen und ging seelenruhig ins bad, drehte das wasser der dusche auf, (kalt, wie immer) schaute mich in den spiegel und streckte meinem spiegelbild, das mir heute besonders ungnädig entgegengrinste, die zunge heraus, zog ein duschtuch aus dem kästchen neben dem waschbecken heraus, drehte mich wieder richtung dusche um. dabei huschte mein blick am fenster vorbei ... und bliebt da auch hängen. ich wurde rot und das sicher nicht nur im gesicht. ich hatt das duschtuch in der hand, aber irgendwie war ich so geschockt dass es mir nicht einfiel es auseinanderzufalten und mir um den körper zu binden
... anscheinend sind mehr, als nur drei männer am gerüst aufstellen. denn weitere zwei sanden vor dem badezimmerfenster, tranken einen becher kaffee, schauten mich neugierig an und grinsten dabei von einem ohr zum anderen.

ich flüchtete unverrichteter dinge aus dem bad, schnappte mir die bettdecke, wickelte sie mir wieder um den körper und ging in die küche.
ok, erst einmal eine zigarette, überlegen und dann weitersehen.

und so hab ich heute den uralten, völlig verwaschenen jogger an. den, der mir seit einiger zeit viel zu weit ist. mit einer kordel, die ich in einer küchenlade gefunden habe, hab ich mir die hose zugebunden, damit ich sie nicht verlier sobald ich aufstehe.

so sitze ich hier in der küche und warte schon sehnsüchtig auf die mittagspause der arbeiter damit ich endlich duschen kann.

frau von welt lässt sich nicht unterkriegen.
frau von welt kriegt alles gebacken.
frau von welt wirft nichts so schnell aus der bahn.

diese frau von welt hat in den letzten tagen zuviel erlebt als dass sie die oben geschriebenen sätze unterstreichen könnte.
diese frau von welt jammert und heult.
diese frau von welt steht ratlos vor problemen.
diese frau von welt hat das gefühl neben sich zu stehen.

gut, das melanom ist entfernt. alles nicht so schlimm. und wenn diese frau von welt vor der op anderen gegenüber stur und fest behauptet hat sicher zu sein dass alles gut ausgehen wird, dann haben diese worte ihr selbst sicher mehr zuversicht gegeben als den anderen.
weil einfach nicht sein kann was nicht sein darf.
genau. frau von welt ist gut im verdrängen von unerwünschten variationen der ereignisse. oder ist das eben nur diese frau von welt?

frau von welt steckt die therapie gut weg wenn sie jemand danach fragt. in den eigenen vier wänden ist frau von welt jedoch wehleidig. sie ist genervt von der müdigkeit und davon dass ihr die einfachsten dinge des alltags wie wäsche waschen oder bad putzen ernsthaft probleme bereiten.

frau von welt ist stark. zumindest macht sie das den anderen glauben. in wirklichkeit sehnt sich frau von welt nach jemanden der mit ihr gemeinsam all das durchsteht, ihr die eine oder andere entscheidung abnimmt, in den arm nimmt wenn der weltschmerz und die wehleidigkeit überhand nehmen. eventuell verzeiht diese frau von welt eben wegen dieser sehnsucht zu schnell und lässt ihren mann wieder zu sich. doch vielleicht ist frau von welt auch einfach nur selbstsüchtig und nimmt sich jetzt das, was sie meint in den letzten monaten zuviel gegeben zu haben zurück? vielleicht nutzt frau von welt auch das schlechte gewissen ihres mannes aus, damit sie sich in vermeintlicher sicherheit wiegen kann, zumindest bis sich die wogen in der seele wieder geglättet haben und diese frau von welt endlich wieder eine "wirkliche" frau von welt sein kann ...

eine, die sich nicht unterkriegen lässt.
eine, die alles gebacken kriegt.
eine, die nichts so schnell aus der bahn wirft.

 

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