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die gelassenheit. gelassen sein. das wort "lassen" steckt drin.
menschen so sein lassen, wie sie sind.
situationen sein lassen.
das ist doch genau das gegenteil von dem, was in unserer zeit üblich ist.
"was nicht passt, wird passend gemacht", " tu doch endlich was", "das musst du ändern", das alles sind sätze, die ich ständig höre. jeder versucht zu handeln, zu tun. nur nicht der passive teil werden. nicht darauf warten bis man reagieren kann, sondern lieber selbst agieren. immer am sprung. ständig unter druck. das ist unsere zeit. so läuft es.

und auf einmal erzählt mir heute florian etwas von gelassenheit. vom gehen lassen. vom sein lassen. vom bleiben lassen. genau das gegenteil von dem was ich jeden tag sehe, höre, tu.
auf dieser decke am see sitzend, die musik des festivals im hintergrund fällt es leicht gelassen zu sein.
doch wo ist sie sonst meine gelassenheit?
ich glaube, sie ist wenn überhaupt vorhanden, tief in mir vergraben. habe ich sie jemals gespürt? wo fang ich nur an nach ihr zu suchen? werde ich sie finden? hilft mir denn diese gelassenheit? wird sie mir helfen die chemo besser zu überstehen, anzunehmen, geschehen zu lassen?

der himmel verdunkelt sich. ein gewitter zieht auf. die musik, die immer noch im hintergrund zu hören war, verstummt. die menschen um mich herum packen hektisch die decken zusammen und hasten zu ihren autos.
ich nicht. ich schaue den wolken zu, beobachte die blitze und lasse mich gehen, lasse es zu dass ich patschnass werde vom regen. ja noch viel mehr, ich genieße es.
und auf einmal hält florian einen schirm über mich, setzt sich neben mich ins nasse gras, nimmt seine gitarre zur hand, beginnt zu spielen und zu singen. er singt darüber dass man seinen gefühlen freien lauf lassen soll, dass man das, was man spürt einfach leben, passieren lassen soll ...
unsere blicke treffen sich und ich weiß, dass er über mich singt wie schon so oft, dass er mir mit seiner musik helfen, meinen gedanken auf die sprünge helfen will. obwohl mir solche situationen immer peinlich sind, lasse ich sie diesmal zu, genauso wie alles andere was noch passieren sollte auf dieser regennassen wiese. ich lasse es zu und genieße es sogar. es ist mir egal dass uns irgendjemand sehen kann, was dieser jemand dann von mir denkt, dass ich eigentlich aufpassen soll wegen der chemotherapie.

auf einmal fühle mich am leben. endlich wieder lebendig, jung, verliebt, froh darüber dass florian so hartnäckig zu mir steht, so gar nicht krank, so gar nicht halb, sondern so völlig am leben!

vielleicht ist ja doch etwas dran, an dieser gelassenheit :-)
scheues Reh meinte am Sa, 21. Aug, 22:31:
Das
ist Leben !!!!!!!!! 
disaego antwortete am So, 22. Aug, 20:58:
jaaaaa
du hast recht! 
docvoo antwortete am Di, 24. Aug, 19:58:
lächle und weine.
lächle und weine.
weine.
und lächle. 
 

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